Von Alina Reichardt
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt vor Mangelerscheinungen bei Veganern. Kindern, Jugendlichen und Schwangeren rät sie ab.
Berlin. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten sich nicht rein pflanzlich ernähren. Wer bewusst auf alle tierischen Lebensmittel verzichten will, sollte das nur mit Hilfe eines Ernährungsberaters und unter ständiger ärztlicher Kontrolle tun – das rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in einem neuen Positionspapier zum Veganismus.
Kernpunkt des Papiers: Eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Nährstoffen ist bei einer rein pflanzlichen Ernährung kaum möglich. Besonders Vitamin B12 sowie auch die Mineralstoffe Kalzium, Eisen, Jod müssten Veganer, die neben Fleisch auch auf Milch, Milchprodukte, Eier und Honig verzichten, gezielt zusätzlich etwa über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Die durch Nährstoffmangel hervorgerufenen Risiken seien vielfältig und reichen von einer erhöhten Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu schweren neurologischen Störungen und Entwicklungsverzögerungen.
Besonders gefährlich für junge Kinder
Das sei besonders für ungeborene und sehr junge Kinder gefährlich, so die Ernährungsexperten. Für Schwangere und stillende Mütter sei eine vegane Ernährung daher nicht ideal. Aber auch Kinder und Jugendliche im Wachstum hätten ein höheres Risiko für Nährstoffdefizite. Gesunde Erwachsene sollten sich nach Ansicht der Experten nur unter ärztlicher Aufsicht vegan ernähren. So mache sich etwa ein Mangel des fast nur über tierische Lebensmittel aufnehmbaren Vitamins B12 teils erst nach mehreren Jahren bemerkbar.
Pflanzliche Lebensmittel wie Sauerkraut könnten zwar durch bakterielle Gärung Spuren von Vitamin B12 enthalten, der Anteil sei aber sehr gering und es sei nicht klar, ob diese Form des Vitamins für Menschen überhaupt verwertbar sei. Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel seien unumgänglich. Anders sieht es bei Proteinen aus. Über den Verzehr von Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten, Ölsamen und Kartoffeln könne der Bedarf gedeckt werden, wenn Veganer sie über den Tag verteilt und gezielt kombiniert essen.
Ähnliches gilt für Eisen, wobei sich die Aufnahme hier durch zusätzliches Vitamin C verbessert, durch direkt davor oder danach getrunkenen Kaffee oder schwarzen Tee verschlechtert. Brokkoli, Grünkohl, Rucola, Soja, Tofu oder angereichertes Mineralwasser könnten den Kalziumbedarf decken. Wie viele Deutsche sich tatsächlich vegan ernähren, ist nicht genau bekannt. Nach Schätzungen sollen es zwischen 0,1 und 1 Prozent der Bevölkerung sein.